Die Stadtwerke Schwäbisch Hall haben einen sogenannten digitalen Zwilling ihres Stromverteilnetzes anfertigen lassen. Das Tool hilft bei der Netzausbauplanung, bei Kundenanfragen für die Installation von Solaranlagen und Wallboxen, aber auch bei der Vermeidung von teurer Ausgleichsenergie. "Das ist nicht nur eine schöne bunte Lösung, sondern damit lässt sich Geld sparen", sagte der Geschäftsführer der Stadtwerke, Ronald Pfitzer, in einem Pressegespräch auf der "E-world".

Mit Hilfe des Frankfurter Dienstleisters Venios Energy haben die Stadtwerke ein hoch aufgelöstes, realitätsnahes Abbild ihrer Infrastruktur erzeugt. Denn die Datenqualität in Stromnetzen der Nieder- und Mittelspannung ist bisher dürftig. Es liegen kaum Messerwerte vor. In früheren Zeiten der zentralen Einspeisung war dies schlicht nicht notwendig. Mit der steigenden Anzahl von Ökostromanlagen, Stromspeichern und Ladesäulen für E-Autos steigen jedoch die Anforderungen an die Netzsteuerung.

Dank der Plattformlösung könne der Netzbetreiber entscheiden, wo der Tausch eines Trafos angezeigt sei oder wo er mit intelligentem Netzmanagement auskommen kann, erläuterte der Geschäftsführer von Venios Energy, Jonas Danzeisen. Die Plattform nutzt beispielsweise Daten aus den bestehenden Softwaresystemen, Wetterdaten und aktuelle Messdaten und geht damit in die Zustandsschätzung.

Schwäbisch Hall prüft Services für Dritte
Bei 1.000 bis 2.000 Ortsnetzstationen, an denen ihrerseits je 120 bis 150 Messpunkte hängen, lohne sich oft ein Voll-Rollout, erläuterte Danzeisen. Bei größeren Stromnetzen prüft Venios, ob sich der digitale Zwilling besser auf einzelne Netzteile beschränken sollte. Bisher nutzen etwa 30 Netzbetreiber die Lösung. Wenn sich die Plattform im eigenen Netz bewährt, werden die Stadtwerke Schwäbisch Hall darauf basierende Services an Dritte anbieten, kündigte Geschäftsführer Pfister in Essen an. Das Stadtwerk ist ein bundesweiter Dienstleister für rund 70 Energieversorger.