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10. März 2017

Übernahme Magdeburger Call-Center-Betreiber regiocom kauft Wettbewerber SNT

Halle (Saale)/Magdeburg - Übernahmen in kurzen Taktungen halten die deutsche Call-Center-Branche in Atem: Nun hat Regiocom zugeschlagen. Das Magdeburger Unternehmen teilte am Freitag mit, dass bereits Anfang der Woche der Frankfurter Wettbewerber SNT, der deutschlandweit rund 3.300 Mitarbeiter beschäftigt, gekauft wurde. Durch den Erwerb gehört Regiocom künftig zu den großen Anbietern in Deutschland. „Eine angemessene Unternehmensgröße ist die Voraussetzung, um mit Energieversorgern, Telekommunikations- oder Versicherungskonzernen neue Geschäftsmodelle zu wagen und umzusetzen“, sagt Sebastian Kerz, einer der drei geschäftsführenden Regiocom-Gesellschafter.

Regiocom aus Magdeburg kein reiner Call-Center-Betreiber

Das Magdeburger Unternehmen wurde 1996 gegründet und ist vor allem für Energie-Unternehmen wie beispielsweise Eon tätig. Es beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter an zwölf Standorten, wobei rund die Hälfte am Firmensitz tätig ist. Bei Regiocom handelt es sich aber nicht um einen reinen Call-Center-Betreiber. „Seit acht Jahren bieten wir die

Komplettbetreuung und -abrechnung von Energiekunden an. Alles aus einer Hand, zu festen Preisen pro Kunde und Jahr“, erklärt Regiocom-Geschäftsführer Klemens Gutmann. Neben der reinen Kundenbetreuung übernimmt Regiocom, auf Wunsch auch kaufmännische und IT-Prozesse für die Auftraggeber. Damit sind die Magdeburger einer der Vorreiter in der Branche.

Nach Einschätzung des Branchenexperten Alexander Jünger von Call-Center-Profi erweitern die Call-Center-Firmen immer mehr ihre Aufgabenbereiche. „Einfach nur Mitarbeiter ans Telefon setzen, reicht schon lange nicht mehr aus, um Geld zu verdienen“, so Jünger. So müssten die Dienstleister auch massiv in digitale Technik investieren. Viele große Auftraggeber, kommen sie nun aus dem Automobilbau, der Chemie oder der Energiewirtschaft, seien zudem länderübergreifend tätig. „Das erwarten sie zunehmend auch von ihren Dienstleistern“, sagt Jünger. Viele mittelständische Call-Center-Unternehmen können das aus eigener Kraft nicht mehr leisten. Im vergangenen Jahr übernahm beispielsweise das US-Unternehmen Convergys für 123 Millionen Euro die Osnabrücker BUW-Gruppe, die allein in Halle 850 Mitarbeiter beschäftigt. Die großen deutschen Call-Center-Anbieter sind inzwischen fast komplett in Konzernstrukturen tätig. Regiocom wird künftig unter den zehn größten das einzige noch inhabergeführte Unternehmen sein.

Nach Kauf von SNT durch Regiocom: Keine Stellenstreichungen geplant

Die Magdeburger erwerben von SNT sechs Standorte, darunter Potsdam mit rund 1.000 Mitarbeitern und Chemnitz mit 250 Beschäftigten. SNT ist vor allem für Telekommunikationsfirmen aktiv, einst gehörte es dem niederländischen KPN-Konzern, der in Deutschland durch das Mobilfunk-Unternehmen E-Plus vertreten war. Nach Angaben von Gutmann sind aktuell keine Zusammenlegungen von Standorten oder Stellenstreichungen geplant. „Wir agieren in einem wachsenden Markt und wollen das Geschäft ausbauen“, so der Unternehmer.

Der bisherige Eigentümer, die Beteiligungsgesellschaft Livia Group aus München, sieht SNT bei Regiocom „in guten Händen“. Die Kaufsumme wurde nicht genannt. Finanziert wird die Übernahme nach Firmenangaben aus eigenen Mitteln und Bankdarlehen. Bereits in der Vergangenheit wuchs Regiocom durch Zukäufe. Die jetzige Übernahme wurde von der Deutschen Bank und der Hypo-Vereinsbank begleitet. Hinzu kommt eine Finanzierung durch Kredite der Investitionsbank (IB) des Landes Sachsen-Anhalt. Diese hat dafür ein spezielles Wachstumsprogramm. (mz)